Harmonie und Gesundheit
Reihe Izvor, Band 225
Reihe Izvor, Band 225
Das Buch "Harmonie und Gesundheit" von Omraam Mikhael Aivanhov gibt Anreiz, die eigene Gesundheit vom Blickwinkel der Harmonie aus zu betrachten. Unordnung in unserem Denken und Handeln wirkt sich negativ auf unsere Harmonie aus und das spiegelt sich in unserer Gesundheit wider, sagt Aivanhov.
ISBN: 978-3-89515-013-5
Maße: 11 x 18 cm
Seiten: 192
Papier: 100g Offset weiß
Rückentext:
»Wenn ihr krank seid, so liegt der Grund dafür in eurer inneren Unordnung: ihr nährt bestimmte Gedanken, bestimmte Gefühle, ein bestimmtes Verhalten, und das wirkt sich schließlich auf eure Gesundheit aus. Die beste Waffe gegen Krankheit ist die Harmonie. Denkt Tag und Nacht daran, euch mit dem unbegrenzten, kosmischen Leben in Einklang zu bringen. Das ist die wahre Harmonie. Es reicht nicht, sich mit einigen Personen zu harmonisieren: mit seiner Frau oder mit seinem Mann, seinen Kindern oder seinen Eltern, seinen Nachbarn oder seinen Freunden. Man muß mit dem kosmischen Leben in Einklang schwingen.«
Omraam Mikhaël Aïvanhov
Kapitel 1:
Kapitel 1
Das Wesentliche ist das Leben
Teil 1
Am Anfang ist das Leben. Beobachtet alle Geschöpfe: Zuerst ist das Leben da. Erst viel später gelingt es ihnen mehr oder weniger, zu fühlen, zu denken und wirksam zu handeln.
Das Leben... In diesem Wort sind alle Reichtümer des Universums zusammengefasst, undifferenziert und unorganisiert darauf wartend, dass eine Kraft sie ordnet und an die Arbeit schickt. In diesem Wort »Leben« sind ebenso alle Entwicklungsmöglichkeiten enthalten. In einer Zelle sind alle Organe, die es eines Tages geben soll, schon potenziell vorhanden, wie in einem Samen, der gesät, gegossen und gepflegt werden muss, damit er eines Tages Früchte trägt. Nach gewisser Zeit also beginnt, wie beim Samen, aus diesem Magma, diesem Chaos, aus dieser unbestimmten Realität, dem Leben, alles hervorzusprießen und Form anzunehmen.
Genau auf dieselbe Weise sind die Organe entstanden, die wir heute besitzen und in der Zukunft werden noch viele andere zum Vorschein kommen. Da der physische Körper ein Abbild des Astralkörpers ist und der Astralkörper ein Abbild des Mentalkörpers usw., bis hinauf zur göttlichen Ebene, und da wir auf der physischen Ebene mit fünf Sinnen ausgestattet sind, besitzen wir ebenso fünf Sinne auf der Astral und der Mentalebene: den Tastsinn, Geschmackssinn, den Geruchssinn, das Gehör und den Gesichtssinn. Obwohl sich diese Organe auf den anderen Ebenen noch nicht entwickelt haben, sind sie doch vorhanden und warten auf den Augenblick, in dem sie sich manifestieren können. Wenn sie einmal ausgebildet sind, werden wir in ungeahntem Ausmaß fähig sein zu sehen, zu fühlen, zu hören, zu schmecken, zu handeln und uns im Raum zu bewegen. Das Leben, das lebendige Wesen, die lebendige Zelle, der Mikroorganismus enthalten alle Entwicklungsmöglichkeiten. Sie brauchen aber noch Jahrtausende, bis sie sich in vollem Umfang manifestieren können. Darin besteht das Geheimnis, die Herrlichkeit des Lebens.
Seht euch einmal die Menschen an: Sie arbeiten, sie suchen Unterhaltung, laufen hin und her, geben sich allerlei Beschäftigungen hin. Dabei nimmt ihre Lebenskraft immer mehr ab, sie geht immer weiter zurück. Weil sie das Leben bekommen haben, glauben sie, sie könnten sich seiner bedienen, um alles zu bekommen, was sie sich wünschen: Reichtum, Vergnügungen, Wissen, Ruhm usw. Und sie schöpfen und schöpfen – und wenn sie am Ende ihrer Kräfte sind, sind sie gezwungen, alle ihre Aktivitäten aufzugeben. So ein Verhalten macht keinen Sinn, denn verliert man das Leben, so verliert man alles. Das Wichtigste ist doch das Leben; deshalb sollte man es schützen, es reinigen, es heiligen, alles, was es hemmt und blockiert, beseitigen, denn anschließend erlangen wir dank dem Leben Gesundheit, Kraft, Schönheit, Stärke, Intelligenz.
In meinem Vortrag über die fünf törichten und die fünf weisen Jungfrauen habe ich euch erklärt, dass das Öl, von dem Jesus sprach, als Symbol für das Leben steht. Wenn der Mensch keinen Tropfen Leben mehr hat, dann geht seine Lampe aus, er stirbt. Für das Öl finden sich auf allen Gebieten Entsprechungen: Für die Pflanze ist es das Wasser, für alle Geschöpfe der Erde ist es die Luft, für die Menschen jedoch ist es ganz besonders das Blut; für die Geschäfte ist es das Gold und das Silber; für das Auto ist es das Benzin usw.
Das Leben ist die Urmaterie, das Reservoir, aus dem jeden Tag neue Schöpfungen hervorsprudeln, die sich bis ins Unendliche weiterverzweigen. Aus diesem undifferenzierten und noch formlosen Leben, das nur als potenzielle Möglichkeit vorhanden ist, erschafft der Geist unaufhörlich neue Elemente und neue Formen...
Aber die Menschen befassen sich mit allem, nur nicht mit dem Leben. Würden sie als Erstes an das Leben denken, es behüten, es beschützen und in absoluter Reinheit bewahren, so hätten sie immer weitere neue Möglichkeiten zur Verfügung, um das Erwünschte zu erreichen, denn dieses Leben ist es, dieses lichtvolle, erleuchtete, intensive Leben, das ihnen alles schenken kann. Da sie aber diese Lebenseinstellung nicht haben, vergeuden sie ihr Leben und bilden sich ein, es sei ihnen alles erlaubt, nur weil sie am Leben sind. Jeder sagt sich: »Da ich das Leben nun einmal habe, muss ich etwas daraus machen!« Aber wie vielen gelingt es, auch tatsächlich zu verwirklichen, was sie sich wünschen? Sehr wenigen nur, die meisten bringen alles durcheinander.
Man sollte sich also von nun an eine andere Philosophie zu Eigen machen. Ihr müsst wissen, dass schon die Denkweise eine Wirkung auf euer Leben ausübt, auf seine Reserven, auf die Quintessenz eures ganzen Wesens, und dass ihr alles verpfuscht, wenn ihr falsch denkt.
Nehmen wir ein Beispiel: Ein Jugendlicher aus begütertem Haus geht dank der Unterstützung seines Vaters seinem Studium nach und arbeitet fleißig. Aber bald fängt er an, Dummheiten zu machen und mit allen möglichen Vergnügungen das väterliche Geld zu vergeuden und der Vater weigert sich, ihn weiterhin finanziell zu unterstützen. Worin besteht die Verfehlung des Sohnes? Er hat den gröbsten Fehler gemacht, nämlich das eigene Leben aufs Spiel zu setzen, das heißt die Voraussetzungen, Energien und Strömungen, für die das Geld hier symbolisch steht. Und wenn wir dasselbe machen, unser eigenes Leben benützen und missbrauchen wie es uns gefällt, uns erlauben, gegen alle Gesetze zu verstoßen, dann sind unsere Reserven bald erschöpft und wir geraten in Not; vielleicht nicht in materielle, physische Not, sondern in eine innere Not. Das Leben ist der einzig wahre Reichtum, und welchen Namen wir ihm auch immer geben: Reichtum, Unterhalt, Öl, Energien, Quintessenz..., es läuft auf dasselbe hinaus, denn das Wort »Leben« kann durch alle diese Begriffe ersetzt werden.
Die Menschen verbringen ihre Zeit damit, dieses Leben zu vergeuden, indem sie immer wieder neuen Errungenschaften hinterherlaufen, die bei weitem nicht so wichtig sind wie das Leben selbst. Sie arbeiten jahrelang, um ihre Ambitionen zufrieden zu stellen. Dann stehen sie eines Tages da, völlig erschöpft und abgestumpft; und wiegt man gegeneinander auf was sie erlangt und was sie verloren haben, merkt man, dass sie alles verloren und nur ganz wenig gewonnen haben. So sind eben die Menschen: Immer bereit, alles zu verlieren, denn niemand hat sie gelehrt, dass Gesundheit und Freude – selbst wenn man nichts anderes besitzt – viel wichtiger sind, als Reichtümer zu erwerben, von denen man nicht mehr profitiert, weil man ihnen bis zur Erschöpfung nachgejagt ist. Ein Sprichwort sagt: »Ein lebendiger Hund ist besser als ein toter Löwe«. Doch viele ziehen es vor, tote Löwen zu sein.
Es fehlt also die wahre Lebensanschauung. Schon von Kindheit an sollte man die Menschen lehren, mit ihrem Leben nicht verschwenderisch umzugehen, damit sie es einem erhabenen Ziel weihen können. Denn nur so gewinnt dieses Leben an Reichhaltigkeit, an Kraft, an Intensität, genauso wie ein Kapital, das Zinsen bringen soll. Ihr habt dieses Kapital auf eine himmlische Bank gebracht, und anstatt vertan und vergeudet zu werden, wächst dieses Kapital immer weiter an. Ihr werdet immer reicher und habt bessere Möglichkeiten für eure Arbeit und weitere Ausbildung. Gebt ihr euch hingegen Vergnügungen, Emotionen und Leidenschaften hin, vertut ihr euer Leben, denn alles, was ihr bekommt, müsst ihr auch bezahlen, und zwar mit dem eigenen Leben. Man bekommt niemals etwas, ohne dafür etwas zu opfern. So wie ein Sprichwort sagt: »Wo gehobelt wird, fallen Späne. » Ich aber sage: Doch, ihr könnt hobeln, ohne dass Späne fallen. Ich kenne das Geheimnis: Legt euer Kapital dort oben in einer Bank an, dann werdet ihr umso kräftiger und stärker, je mehr ihr arbeitet. Ja, statt schwächer werdet ihr stärker, denn ihr zieht unablässig neue Elemente heran, welche die verbrauchten immer wieder ersetzen. Aber dazu müsst ihr euer »Geld«, euer Kapital in einer himmlischen Bank anlegen.
Aus diesem Grunde ist es so wichtig, sein Ziel klar vor Augen zu haben und zu wissen, für wen ihr arbeitet, denn eure Energien schlagen je nach den Umständen diese oder jene Richtung ein. Ist derjenige, für den ihr arbeitet, symbolisch gesprochen euer Vater, so verliert ihr nichts, sondern gewinnt sogar dabei. Das Wesentliche also ist zu wissen, wofür ihr eure Kräfte einsetzt und in welche Richtung ihr arbeitet, denn davon hängt eure Zukunft ab und auch, ob ihr ärmer oder ob ihr reicher werdet.
Ohne sich darüber im Klaren zu sein, arbeiten die meisten Leute für einen Feind, der in ihrem Inneren verborgen ist, der sie ausbeutet und sie auslaugt. Ein wirklicher Spiritualist legt mehr Weisheit an den Tag. Er arbeitet und setzt all seine Energien für sein eigentliches Selbst ein und zieht Gewinn daraus. Wahre Intelligenz besteht darin zu wissen, auf welche Weise man reicher werden kann, und nicht ärmer. Das hat nichts mit Personalität, nichts mit Egoismus zu tun, im Gegenteil.
Nehmen wir an, ihr entschließt euch, nicht für euch, sondern für die Kollektivität zu arbeiten. Nun, da ihr aber mit dieser Kollektivität verbunden seid, ein Teil davon seid, fällt es auf jedes ihrer Mitglieder zurück, also auch auf euch, wenn sie besser und schöner wird. Ihr gewinnt dabei, weil ihr euer Kapital auf einer Bank angelegt habt, die sich Familie nennt oder Kollektivität, Menschheit, universelle Bruderschaft, von der ihr ein Teil seid. Arbeitet ihr hingegen lediglich für euer kleines, mittelmäßiges Ich, so gehen eure Energien verloren und es kommt nichts Gutes dabei heraus. Ihr werdet sagen: »Aber ja, ich habe doch für mich gearbeitet!« Nein, denn euer persönliches, abgesondertes, egoistisches Ich gleicht einem Abgrund. Und weil ihr für dieses Ich gearbeitet habt, habt ihr alles in diesen Abgrund geworfen. Auf diese Weise sollte man nicht arbeiten. Individualisten wie Egoisten sehen nicht, was sie alles erwerben könnten, wenn sie für die Kollektivität arbeiten würden. Sie sagen immer: »So dumm bin ich nicht, ich arbeite für mich, ich schlage mich schon durch!« Genau damit verlieren sie ihr ganzes Kapital.
Wenn ich von der Kollektivität spreche, meine ich nicht allein die Menschheit, sondern auch das Universum und alle Geschöpfe darin, und auch Gott. Diese Kollektivität, diese Unermesslichkeit, für welche ihr arbeitet, gleicht einer Bank. Alles, was ihr für sie tut, fällt eines Tages verstärkt auf euch zurück. Da diese Bank, der Kosmos, immer glänzende Geschäfte macht, unentwegt reich an neuen Konstellationen, neuen Nebeln, neuen Galaxien wird, habt auch ihr an diesem Reichtum euren Anteil.
Diejenigen, die nur für sich selbst anstatt für die Unermesslichkeit arbeiten, werden immer ärmer. Dann denkt niemand mehr an sie, niemand liebt sie mehr, nicht einmal ihre eigene Familie, weil sie zu ichbezogen sind. Sie haben nie an die anderen gedacht, warum also sollte man an sie denken? Schließlich bleiben ihnen dann nur Enttäuschung, Verbitterung und Kummer. Niemals wird es ihnen einfallen, dass ihre Philosophie vielleicht nicht die richtige war. Oh, nein! Sie hatten immer Recht. Es waren die anderen, die sich ungerecht und boshaft verhielten. Sie verdienen nur Liebe und Hilfe. Verdienen, immer verdienen... aber was haben sie denn an Gutem getan, um alles Mögliche verdient zu haben? Diejenigen hingegen, die voller Liebe, Güte und Selbstlosigkeit sind, werden anfänglich oft benutzt und hintergangen und für naiv, albern, ja, sogar für dumm gehalten. Aber je mehr Zeit vergeht, desto mehr spürt man, dass sie wirklich außergewöhnliche Menschen sind; und eines Tages werden alle sie belohnen, sie umhegen und sie lieben. Sie haben für das gesamte Universum gearbeitet und werden eines Tages reichlich dafür belohnt, aber natürlich nicht sofort.
Legt ihr eine bestimmte Summe auf einer Bank an, so wird sie euch nicht gleich am nächsten Tag Zinsen einbringen. Ihr müsst eine Zeit lang warten. Und je länger ihr wartet, desto mehr Zinsen bekommt ihr. Dasselbe Gesetz gilt auch auf der spirituellen Ebene. Ihr arbeitet mit viel Liebe, viel Geduld, viel Vertrauen und seht zunächst keinen Erfolg. Lasst euch nicht dabei entmutigen. Verliert ihr jedoch den Mut, bedeutet das, dass ihr die Gesetze, die euer tägliches Leben regieren, nicht richtig entziffert habt. Aber ja! Ihr solltet mit den Gesetzmäßigkeiten des Bankwesens und der Administration vertraut sein. Kennt ihr sie, so werdet ihr verstehen, dass man warten muss. Dann werden euch Reichtum und Schätze von allen Seiten zuströmen. Auch wenn ihr versucht davonzulaufen, werdet ihr ihnen nicht ausweichen können. Das ganze Universum lässt wunderbare Reichtümer auf euch herabregnen, denn ihr selbst habt sie hervorgerufen. Das ist wahre Gerechtigkeit!
Ihr seht also, wie dumm eine ichbezogene Philosophie ist. Man verlässt sich auf den Schein, aber der Schein trügt, wie oft habe ich euch das schon gesagt! Die Wahrheit kann man erst entdecken, wenn man hinter dem Schein sucht. Das, was im Augenblick als vorteilhaft und nützlich angesehen wird, erweist sich oft als schädlich für die Zukunft.
Vergeudet also nicht euer Leben, um nichts auf der Welt, denn sein Wert ist ohnegleichen. Selbstverständlich gibt es Ausnahmefälle, in denen Menschen ihr Leben geopfert haben, um andere zu retten oder um für bestimmte Ideen einzustehen. Die Propheten, die Eingeweihten, die ihr Leben für eine Idee, für den Ruhm Gottes hingaben, haben tatsächlich nichts verloren, denn der Himmel gab ihnen anschließend ein neues, viel reichhaltigeres, viel schöneres Leben, weil sie das vorhergehende für das Gute geopfert hatten. Ich sage nicht, man solle unbedingt am Leben festhalten, nein, es gibt Ausnahmefälle. Aber im Allgemeinen sollte der Schüler sein Leben schützen, läutern und stärken, da dieses Leben die Urquelle, das Reservoir, der Ausgangspunkt für alle weiteren Entwicklungsmöglichkeiten ist, auf der intellektuellen, emotionalen, ästhetischen Ebene und so fort.
Wenn ich sage, die Menschen befassen sich nicht mit dem Leben, bemühen sich nicht, es zu bewahren, könnt ihr einwenden, das sei nicht wahr, es strebten doch alle danach, es zu verlängern. Es zu verlängern, ja, aber nicht, es zu vergeistigen, zu läutern, zu erleuchten, zu heiligen und zu vergöttlichen. Man versucht, das Leben zu verlängern, um sich noch tiefer in Vergnügungen, Machenschaften und Verbrechen zu stürzen. Wenn ihr glaubt, dass die Ärzte an die Verlängerung des Lebens der Menschen denken, damit diese es in den Dienst des Lichtes oder in den Dienst am Wohle der ganzen Welt stellen...! Ganz und gar nicht! Also wenn ich sage, dass keiner sich mit dem Leben befasst, habe ich vollkommen Recht: Man kümmert sich nicht um das wahre Leben, anders gesagt, man ist nicht fähig, Freude, Schönheit, Kraft, Reichtum, Ruhm, Wissen zu erlangen, ohne sein Leben zu vergeuden. Was immer man auch tun mag, man richtet es immer so ein, dass man sein Leben vergeudet.
Entschließt ihr euch einmal dazu, ausschließlich dafür zu arbeiten, dass euer Leben schöner, intensiver, reiner und heiliger wird, so weitet ihr all eure Fähigkeiten aus. Denn dieses von Reinheit und Harmonie geprägte Leben tritt mit anderen Regionen in Verbindung, wo es sich auf viele andere Wesen auswirkt, die euch dann helfen und euch inspirieren. Es ist also das Leben, das alles andere herbeibringt, aber nur, wenn es rein und harmonisch ist.
Die Lebensweise ist das Wesentliche überhaupt. Habt ihr das einmal begriffen, dann werdet ihr alles bekommen, was ihr euch wünscht, sogar ohne darum gebeten zu haben. Aus diesem Grund würde ich gerne genau das Gegenteil zu den Worten Jesu sagen: »Bittet nicht, so wird euch gegeben! Suchet nicht, so werdet ihr finden! Klopfet nicht an, so wird euch aufgetan!« Ja, aber wann? Wenn ihr ein göttliches Leben führt! Das ist es! Eines Tages wird es in dem neuen Evangelium stehen, denn Jesus war derselben Meinung. Er konnte sie jedoch nicht aussprechen. Zu seiner Zeit hätten sie die Leute nicht verstehen können. Käme Jesus heute wieder, dann würde er sagen: »Führt ein göttliches Leben und bittet um nichts. Es wird euch alles gegeben!« Weshalb? Wenn ihr dieses göttliche Leben führt, gebt ihr. Folglich bekommt ihr auch etwas. Selbst wenn ihr keinen Wunsch äußert – das ist ohne Bedeutung –, wird euch der Himmel reich beschenken.
Anmerkung
1. Siehe Band 217 der Reihe Izvor »Ein neues Licht auf das Evangelium«, Kapitel 9: »Das Gleichnis von den fünf törichten und den fünf klugen Jungfrauen«.
Teil 2
Sobald ihr gelernt habt, wie man das wahre Leben ausstrahlt, damit es euch Offenbarungen bringen kann und euch alle Türen öffnet, wird euch endlich klar, was das wahre Leben ist. Deshalb arbeitet von nun an immer daran, dass dieses Leben intensiver wird, daran, die schöpferische Kraft dieses Lebens zu fördern, denn es vermag Phänomene von höchster Magie an Herzen, Seelen und höheren Intelligenzen, an den Wesen und Kräften der Natur und sogar an allen Gegenständen der physischen Welt hervorzurufen. Ja, jetzt kommt der Augenblick, wo alle begreifen müssen, wie bedauerlich es ist, eine ganze Ewigkeit voller Herrlichkeit zu verpfuschen für ein mittelmäßiges Dasein, das sie mit essen, trinken, schlafen, hier- und dorthin gehen, um ihre Begierden zu befriedigen, verbringen. Ich bitte euch, ist das vernünftig?
Den Eingeweihten ist es nur deshalb gelungen, Gleichgewicht und Frieden und allen Segen des Himmels zu erlangen, weil sie sich mit dem Leben beschäftigten, weil sie begriffen, dass die wirksamste Magie, die es gibt, nur im Leben und nirgendwo anders zu finden ist. Ja, das Leben. Es gibt keine höhere Magie als Leben einhauchen zu können. Die Menschen zu beleben, sie anzuregen, sie zu entflammen und zu neuem Leben zu erwecken. Wer diese Wahrheit nicht verstanden hat, ist dabei, die Wurzeln seines Daseins zu zerstören. Er wird niemals wissen, was das wahre Leben ist.
Warum esst ihr drei- oder gar viermal am Tage? Ihr esst und trinkt und geht danach an die Arbeit, lest und so weiter. Doch weshalb esst ihr zuerst? Und lernt und arbeitet ihr während des Essens? Nein, aber ihr führt das Leben in euch ein. Es beginnt in euch einzudringen, ernährt überall die Zellen in den Armen, den Beinen, den Ohren, im Mund, im Gehirn usw., welche so die notwendigen Energien bekommen. Dann können die Beine laufen und ihr bekommt den ersten Preis beim Wettkampf! Die Arme sind imstande zu schlagen; dann seid ihr ein Boxer oder etwas Ähnliches und bekommt noch einen Preis! Sprechen könnt ihr auch, und eure Zunge – oh je – gleicht einem Maschinengewehr. Und wieder tragt ihr einen Sieg davon. So geht es weiter mit den Ohren, mit dem Gehirn, mit allem. Habt ihr jedoch nicht gegessen, könnt ihr weder laufen noch schlagen noch sprechen. Ihr seht also, wenn ihr das Leben in euch einführt, so übernimmt dieses es, eure Zellen zu stärken und zu stimulieren, und alle eure Fähigkeiten werden wach. Die Voraussetzung ist also das Leben, das den ganzen Organismus nährt.
Auf dieselbe Art und Weise kann uns das Leben mit der göttlichen Welt in Verbindung bringen. Zu diesem Schluss bin ich gekommen, indem ich darüber nachdachte, was im täglichen Leben vor sich geht. Ich erfinde nichts. Ihr seid es nur nicht gewohnt, die Dinge zu beobachten. Eure Augen können sehen und eure Ohren hören, weil ihr gegessen habt. Verzichtet ein paar Tage auf jegliche Nahrung und ihr werdet nicht mehr so gut sehen und hören. Wenn das Leben fehlt, so versagt auch alles Übrige. In dem Moment aber, wo es euch gelingt, das Leben mit Licht zu erfüllen, es zu läutern, zu vergeistigen, öffnet es in euch andere Ohren, andere Augen: Dann beginnt ihr, auf der unsichtbaren Ebene zu hören und zu sehen. Ihr erfasst Gesetze, Wahrheiten und Entsprechungen. Die wahren Eingeweihten lernen nicht aus Büchern, sie entdecken in der unsichtbaren Welt Wirklichkeiten, die Philosophen und Wissenschaftlern noch unbekannt sind. Sie können sie wahrnehmen, weil sie dieses höhere Leben haben, das ihre feinstofflichen Körper belebt. Durch dieses Leben werden ihnen zahlreiche Offenbarungen zuteil.
Viele sagen: »Ich lebe aber doch, ich bin am Leben! Ich esse, trinke, mache Geschäfte.« Nein, sie leben nicht, sie vegetieren nur dahin und begnügen sich damit; sie haben noch keine Ahnung davon, was es bedeutet zu leben. Denn das Leben hat Abstufungen, Milliarden von Abstufungen. Deshalb sagte Jesus: »Ich bin gekommen, damit euch das Leben in Fülle gegeben werde.« Welche Art Leben meinte er? Seine Jünger waren doch am Leben! Um welche Art von Leben bat er für sie? In Wirklichkeit sprach er von einem anderen Leben, von einer so feinstofflichen, so vergeistigten, lichtvollen und göttlichen Stufe von Leben, dass es möglich ist, das zu sehen, zu hören, zu fühlen, zu kosten und zu berühren, was man mit einem rein physischen, instinktiven Leben überhaupt nicht erreichen kann. Das ist es, was Jesus unter Leben verstand. Er betete zum Himmel, dieser möge seinen Jüngern dieses spirituelle Leben schenken, das es ermöglicht, in himmlischen Regionen zu verstehen und zu atmen.
Ihr kennt alle dieses Lied von Meister Peter Deunov: »Sine moi pazi jivota: Mein Sohn, bewahre das Leben, den Funken, der in dir verborgen liegt.« Es beweist, dass Meister Peter Deunov derselben Auffassung über die Bedeutung des Lebens war. Ja, jetzt braucht man Lehrer und Pädagogen, die Klarheit in die grundlegende Frage bringen können, was bedeutet Leben.
Steckt ein Samenkorn in die Erde und eines Tages wird ein Baum daraus mit Wurzeln, einem Stamm, Ästen, Blättern, Blüten und Früchten. Wie konnte der Samen einen solchen Reichtum hervorbringen? Das Leben hat das in die Hand genommen. Das Leben hat alle Möglichkeiten. Man muss es nur in eine bestimmte Richtung lenken, so wie man es mit dem Wasser auch macht. Wenn man das Wasser nicht genau dorthin leitet, wo das Gemüse und die Früchte wachsen, kann es sie nicht bewässern und sie gedeihen nicht. Darum legt der erfahrene Gärtner zuerst Gräben an, damit das Wasser in die vorgegebene Richtung fließt und alle Pflanzen versorgt werden. Warum habt ihr darüber nie nachgedacht? Ihr würdet dann verstehen, dass ihr euch zuerst mit dem Leben befassen müsst. Das heißt, Wasser finden und es dann kanalisieren. Für den Menschen bedeutet kanalisieren, es nach oben zu leiten, so wie man es in Gebäuden macht, die zwanzig, fünfzig oder sogar hundert Stockwerke hoch sind.
Der Mensch gleicht einem Wolkenkratzer. Es gibt in ihm jedoch nicht nur hundertfünfzig Stockwerke, sondern Tausende, deren Bewohner er bis zum letzten Stockwerk, bis zum Gehirn, versorgen muss. Was machen die Menschen aber stattdessen? Sie lassen das Wasser nur nach unten fließen, zu den niedersten Trieben, Leidenschaften und Begierden und es bleibt ihnen nichts mehr übrig für die Versorgung ihrer spirituellen Zellen, deren Bewohner schlafen. Sie sind erstarrt und gelähmt und bringen nichts mehr zustande. Ja, im Gehirn leben bestimmte Wesen, die mit Forschungsarbeiten, mit dem Aussenden und Auffangen von Botschaften beauftragt sind. Sie leiden jedoch an Anämie, an Wassermangel, und haben weder die Kraft, ihre Arbeit zu verrichten noch ihre Funktionen zu erfüllen.
Solange der Mensch nicht daran denkt, sein Leben auf erhabene Regionen auszurichten, entwickelt er sich nicht weiter. Das Leben ist etwas, das sich entfaltet, Früchte hervorbringt. Pflanzt ihr ein Samenkorn in die Erde, so könnt ihr nach einiger Zeit beobachten, wie sich das Leben allmählich manifestiert. Seine Sprache drückt sich darin aus, dass kleine Wurzeln und kleine Blätter erscheinen. Das ist das Leben: eine Verschönerung, eine Bereicherung, ein üppiges Wachsen! Für euch gilt dasselbe. Wenn ihr beginnt, euch mit eurem Leben zu befassen, wenn ihr es wie einen Samen in die Erde legt, es begießt und nach oben ausrichtet, dann wird es aufblühen. Und beim Aufblühen wird es Zellen erwecken und Fähigkeiten, deren Existenz ihr nicht einmal vermutet habt. Ihr seht also, mit der Ernährung kann man alles erklären. Beim Essen führt ihr das Leben in euch ein, und dieses Leben – vorausgesetzt ihr wisst, welche Ausrichtung ihr ihm geben sollt – übernimmt es, überallhin einzudringen und euch Freuden und Bewusstseinszustände von unbeschreiblichem Reichtum und unbeschreiblicher Herrlichkeit zu schenken. Selbst Dichtern und Musikern gelingt es nicht, all die Ausdrucksformen, Farben und Melodien auszudrücken, durch welche sich das Leben zu offenbaren vermag.
Warum weiß niemand, selbst unter den Biologen nicht, was das Leben wirklich ist? Sie wissen so viele Dinge, sind mit einer Unzahl chemischer Kombinationen vertraut, doch wenn es um das Leben geht, dann geben sie sich mit der Feststellung zufrieden: »Da liegt das größte Geheimnis!« Ja, das größte Geheimnis, weil sie nie begriffen haben, dass man viel höher oben suchen muss, um zu entdecken, was das Leben ist. Nur oben ist es möglich, das Leben zu erkennen, nicht unten. Unten handelt es sich lediglich um den Lebensinstinkt, um das animalische, vegetative, mineralische Leben. Erheben sie sich jedoch bis zu den erhabenen Regionen, von wo das Leben kommt, haben sie einmal Wahrnehmungen spirituellerer, subtilerer Natur, dann werden die Menschen entdecken, was das Leben wirklich ist.
Das Leben, das ist Gott Selbst. Außerhalb von Gott gibt es kein Leben. Er hat das Leben geschaffen und verteilt. In ihrem Bewusstsein bleiben die Menschen von Gott getrennt und können deshalb das wahre Leben nicht kennen. Gott ist die Urquelle des Lebens. Und nur wer sich der Gottheit nähert, ist imstande, das Leben zu erkennen. Gott allein erschafft das Leben und ist fähig, uns das Geheimnis des Lebens zu enthüllen.
Versucht, mich doch wenigstens heute zum ersten Mal zu verstehen und sagt: »Von nun an wollen wir unser Leben in eine andere Richtung lenken, es harmonisch machen, Früchte tragen lassen, es Gott weihen und es heilig halten.« Dann wird eine Wandlung eintreten. Eure Gesundheit, euer Selbstgefühl, alles, was kommen wird, wird anderer Natur sein. Beharrt ihr aber auf euren alten Vorstellungen – umso schlimmer für euch! Dann vegetiert ihr noch ein paar Jahre dahin und wenn ihr ins Jenseits hinübergeht, wird man euch zeigen, wie arm und miserabel euer Dasein war. Auch wenn ihr ganze Bibliotheken gelesen, an fünf oder sechs Universitäten studiert habt, wird euch doch gesagt, ihr hättet gelebt wie ein Tier und dadurch eure weitere Entwicklung erheblich verzögert.
Ich sagte euch schon, das Wesentliche ist das angestrebte Ziel, das Ideal, für welches ihr arbeitet. Darin liegt der Kern der Sache. Macht Schluss mit der Vorstellung, ihr solltet, um von anderen geschätzt zu werden, auf diese oder jene Art und Weise leben und denken. Das ist alles nur Schein, das wahre Leben hat damit nichts zu tun. Bemüht euch, das göttliche Leben zu leben, so wie diejenigen, die sich nie gefürchtet haben und die Kühnheit und die Geduld hatten weiterzugehen, trotz aller Hindernisse und widriger Geschicke. Eines Tages werden dann Kraft, Macht und Licht euer sein.
Natürlich wird euch der Schein immer etwas zum »Knabbern« geben, aber welche Tragödien spielen sich nebenbei ab? Wer sich mit dem »Knabbern« zufrieden gibt, hat keine Ahnung, dass auch er währenddessen »angeknabbert« wird, und wie! Diejenigen jedoch, die nicht beim Schein stehen geblieben sind und die wahre Realität vorgezogen haben, können euch sagen, in welchem Reichtum und in welcher Herrlichkeit sie leben. Also, habt Vertrauen in sie, folgt ihnen, bleibt nicht auf den ausgetretenen Wegen. Natürlich kommen sie einem sicherer vor, da so viele sie schon gegangen sind. Die kleinen schmalen Wege jedoch, die bis zum Gipfel hinaufführen, sind vielleicht riskanter, das ist aber kein Grund, sie nicht einzuschlagen.
Das Leben, das ist das Wasser, das alles ernährt, alles belebt. Wenn ihr es nach oben lenkt, werden alle Wesenheiten in euch gesättigt, aus ihrem schläfrigen, kraftlosen Zustand wachgerufen und nehmen ihre Arbeit auf. Sie sind so gut ausgestattet, dass sie euch über das ganze Universum, über euer inneres Leben berichten können. Braucht ihr wirklich von mir noch weitere Beispiele, um euch zu zeigen, wie man sein Leben vergeudet? Betrachtet zum Beispiel den Bereich der Liebe. Wie viele Leute vergeuden ihre Liebe auf dem niedrigsten Niveau, anstatt sie bis zum Gehirn hinaufzuschicken, damit die Bewohner dort oben ernährt werden! Solche Menschen verblöden, verdüstern, weil sie ihrem Leben eine Richtung geben, die in den Abgrund führt. Andere hingegen, die versuchen, diese Energie umzuwandeln und zu sublimieren, sie hohen Zwecken zu weihen, sind zu Genies, zu Lehrern, zu Wohltätern der Menschheit geworden.
Wenn ihr mich heute gut verstanden habt, könnt ihr eure Zukunft neu aufbauen. Entschließt euch endlich dazu, die Wesen in euch zu beleben, damit sie ihre Arbeit verrichten können. Bis jetzt wusstet ihr nicht, wie ihr die Phänomene deuten sollt, die sich Tag für Tag vor euren Augen abspielen. Ihr habt nicht begriffen, dass genau dieselben Phänomene im spirituellen Bereich auftreten. Und vor allem habt ihr nicht gesehen, dass das Leben die wahre Magie ist, dass das Leben euch die Achtung, die Ehrerbietung, die Liebe der Menschen und des ganzen Universums bringen wird. Ihr könnt euch mit Magie befassen, wenn ihr wollt, aber ohne Formeln auszusprechen, ohne Kreise zu ziehen oder zu räuchern, ohne Zeremonien: Konzentriert euch nur darauf, ein besseres Leben zu führen, es reicher zu machen, es zum Aufblühen zu bringen, es anzufüllen mit Liebe, Selbstlosigkeit und Reinheit. Dann verteilt es, strahlt es in das gesamte Universum hinaus.
Künftig solltet ihr also meinen Worten Glauben schenken und euer Leben nicht mehr vergeuden. Ihr werdet fragen: »Soll man nicht arbeiten, um Geld zu verdienen, ein Haus, ein Auto zu kaufen, um zu heiraten und Kinder zu haben?« Das habe ich nie gesagt. Ich sage nur, dass die meisten nicht wissen, wie sie es anstellen sollen, sie gehen zu weit und richten ihre Gesundheit zugrunde. Wenn ihr arbeitet, um euer Leben auf der materiellen Ebene zu sichern, euch die günstigen Voraussetzungen zum Denken, Meditieren, Lieben zu verschaffen, dann ist alles in Ordnung. Aber warum soll man nach allem gieren? Man möchte eines und dann das Nächste und wieder das Nächste... und das ganze Leben wird vergeudet, um sich das alles anzueignen. Nein, man sollte vernünftig arbeiten und diese Arbeit einer göttlichen Idee widmen. All diejenigen, die Chef, Präsident, Champion von diesem oder jenem werden wollen, müssen zwangsläufig bestimmte Grenzen überschreiten und verlieren dabei natürlich ihre Gesundheit und ihr Gleichgewicht. Oft enden sie in Kliniken oder psychiatrischen Anstalten. Und dennoch nimmt die ganze Welt diese Leute zum Vorbild!
Was die Jugendlichen betrifft, so sind ihre Vorbilder Filmstars, Sänger, Gangsterbosse, Drogensüchtige oder Anarchisten. Sie wären zu allem bereit, nur um ihnen gleich zu werden. Die Presse, die Film- und Theaterbranche, die gesamte Publizistik, alles trägt dazu bei, die Jugend auf eine schiefe Bahn zu bringen. Fast könnte man sagen, sie hätten sich alle dem Untergang der Menschheit verschworen – übrigens einschließlich ihrem eigenen! Die Menschen laufen blindlings in den Abgrund. Aber da sich dieser nicht unmittelbar vor ihnen auftut, laufen sie ahnungslos immer weiter darauf zu. Könnte man ihn schon von weitem sehen, könnten sie Vorkehrungen treffen, da er aber weit weg und gut getarnt ist, laufen und laufen sie, können nicht mehr anhalten und stürzen hinein, es ist einfach zu spät. Es kommt ein Moment, wo es zu spät ist. Selbst wenn man den Abgrund sieht, kann man nicht mehr anhalten, nicht mehr zurückweichen, es ist aus. Wie viele Leute habe ich sagen hören: »Ich sehe den Abgrund offen vor mir, ich kann ihm aber nicht mehr ausweichen!«
Wenn ihr mir jetzt die Frage stellt: »Warum gibt es so wenige Menschen, die sich dazu entschließen, ihr Leben zu verändern und ihre Art und Weise wie sie denken, fühlen, handeln? Was sind die Gründe dafür?« Erstens haben sie keine klare Vorstellung von den Vorteilen, die eine solche Veränderung mit sich bringt. Sie sind überzeugt davon, dass es sich bei der allgemeinen Lebensführung um das wahre Leben handelt. Braucht ihr einen Beweis dafür? Unentwegt sagen sie: »So ist das Leben! Wie traurig oder entsetzlich etwas auch sein mag, sie wiederholen es immer wieder. »Was willst du, mein Lieber! So ist nun mal das Leben!« Wie soll man sich verändern, wenn man nicht überzeugt davon ist, dass es ein besseres Leben gibt? Zweitens glauben die meisten nicht daran, dass es möglich wäre, sich selbst zu verändern. Und drittens ist es für die Mehrzahl der Menschen viel zu schwierig. Es erfordert zu viele Anstrengungen von ihnen und sie sind deshalb nicht entschlossen genug. Im Vergleich dazu erscheint ihnen alles Übrige leicht. Sei es Diplome zu erlangen, Geld zu verdienen usw., das ist alles ganz leicht, aber die Lebensweise zu ändern, sich zu verwandeln... o je, o je!
Natürlich forschen die Biologen nach einer Möglichkeit, die Entwicklung der menschlichen Spezies zu verbessern. Sie arbeiten jedoch nur auf der physischen Ebene. Sie glauben, aufgrund von Chromosomenveränderungen könnten sie auf einen Schlag lauter Genies hervorbringen. Möglich ist das – aber das ist eine andere Frage. Sich bessern ist schwer, das stimmt. Aber wie viele Methoden habe ich euch schon gezeigt, damit ihr euer Leben verändern und auch euch selbst verwandeln könnt! Wie man zum Beispiel ein Reis aufpfropft. Stellt euch vor, ihr hättet zu Hause einen kräftigen Baum, eine Quitte z. B., der herbe, saure Früchte trägt. Da er reichlich mit Saft versorgt ist und mit viel Kraft, könnt ihr ihn pfropfen und bekommt dann saftige Früchte. Wie ich euch erklärte, muss man diese Reiser auf der inneren, psychischen Ebene verstehen.
Tatsächlich ist es nicht so schwierig sich zu verwandeln. Es hängt davon ab, wie groß der Wunsch danach ist, dieses Ziel zu erreichen. Ist man einmal seiner selbst so überdrüssig und angewidert, dass man sich selbst nicht mehr erträgt und hat den intensiven Wunsch sich zu verändern oder wenigstens ein klein wenig besser zu werden, dann kann dieser Wunsch außergewöhnliche Wirkungen auslösen. Haben aber die Menschen wirklich diesen tiefen, innigen Wunsch? Vielleicht einen oder zwei Tage lang, aber dann geben sie auf und all ihre guten Entschlüsse fallen ins Wasser. Diesen Wunsch muss man beständig nähren, bis man sich eines schönen Tages verändert und verwandelt. Das versteht man unter Auferstehung. Viele glauben, sie müssten bis zum Jüngsten Tag warten, an dem alle Toten erwachen und aus ihren Gräbern heraussteigen. So verstehen die Christen die Dinge. Was für ein Spektakel, was für eine Pracht! Findet ihr nicht? All diese Toten, die alle auf einmal auferstehen? O nein! Jetzt, gleich, sofort, noch in diesem Leben sollte man auferstehen.
Anmerkungen
1. Siehe Band 240 der Reihe Izvor »Söhne und Töchter Gottes«, Kapitel 1: »Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben«.
2. Siehe Band 238 der Reihe Izvor »Der Glaube versetzt Berge«, Kapitel 9: »Der Beweis für die Existenz Gottes ist in uns«.
3. Siehe Band 221 der Reihe Izvor »Alchimistische Arbeit und Vollkommenheit«, Kapitel 7: »Die Veredelung – Das Pfropfreis«.
Textauszug mit freundlicher Genehmigung des Prosveta Verlags