Vom Sinn des Betens
Erklärung und Gebete
Erklärung und Gebete
Endlich ist ein Buch auf dem Markt, dass in die Gebete und das Beten im Sinne der Einweihungslehre einführt. Omraam Mikhael Aivanhov gibt ausführliche Erklärungen zum Beten und eine ordentliche Anzahl an Gebeten in diesem Buch.
ISBN: 978-3-89515-116-3
Maße: 14,4 x 20,5 cm
Seiten: 176
Papier: Kunstdruck
Rückentext:
Zu Gott zu beten ist nicht, wie einige meinen, eine Reaktion naiver, gutgläubiger Personen, die sich in Schwierigkeiten an Gott wenden und sich einbilden, er werde auf ihren Ruf antworten. Denn was die Eingeweihten Gebet nennen, gründet auf der Kenntnis der Struktur des Universums.
Es gibt im Universum feinstoffliche Regionen, die von geistigen Wesen bevölkert sind. Was wir für unser körperliches und seelisches Leben brauchen, können wir mithilfe des Gebets aus den feinstofflichen Regionen erbitten, und wir werden von Gott und von den Wesen, die in diesen Regionen wohnen, Hilfe bekommen.
Kapitel 1:
Viele spirituelle Lehren haben die Vorstellung verbreitet, die Erde sei ein Exil und der Mensch dazu verurteilt, dort zu leben, während er darauf wartet, eines Tages in seine himmlische Heimat zurückzukehren. Aber warum sollten wir auf der Erde im Exil sein? Und selbst wenn dies der Fall wäre, so haben wir hier doch eine Arbeit zu tun, nachdem die göttliche Vorsehung uns ausgerechnet hierher geschickt hat. Ein Mensch, der sein Leben auf der Erde nicht erfüllt, kann auch im Himmel kein wahres Leben führen.
Wenn wir beten, richten wir unseren inneren Blick natürlich zum Himmel. Aber indem wir zum Himmel schauen, trachten wir nicht danach, uns von der Erde abzuwenden. Wenn wir den Himmel kontemplieren, wenn wir uns an Ihn wenden, so tun wir dies, um selbst zu Übermittlern des Himmels zu werden, um all das, was oben schön, rein, lichtvoll und ewig ist, auf die Erde herabzubringen. Warum sollte das Paradies nur oben sein, und hier unten auf der Erde immer Elend, Armut und Hässlichkeit herrschen? Nein, das Paradies muss auf die Erde herabkommen. Die kosmische Intelligenz hat uns nicht auf die Erde geschickt, damit wir, einmal hier angekommen, nur daran denken, sie zu verlassen, unter dem Vorwand, der Himmel sei unsere wahre Heimat. Für unsere körperliche und psychische Gesundheit ist es ebenso schädlich, die Erde für den Himmel aufgeben zu wollen, wie wenn wir den Himmel für die Erde aufgeben würden.
»So sollt ihr beten«, sagte Jesus:
»Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name,
Dein Reich komme,
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.«
»Wie im Himmel so auf Erden«… Auf diese Weise macht Jesus uns die Verbindung bewusst, die zwischen der unteren Welt – der Erde – und der oberen Welt – dem Himmel – besteht. Sobald wir uns durch unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen dessen bewusst geworden sind, müssen wir uns dem Himmel öffnen, um einen Strom reiner Energien kreisen zu lassen; so lange, bis die Ordnung, die Harmonie und die Schönheit, die oben herrschen, auf die Erde herabkommen. Ihr wendet ein, dies sei nicht möglich. Doch, es ist möglich. Das Reich Gottes auf Erden herabkommen zu lassen ist möglich.
Nichts ist wichtiger, als in uns den Himmel und die Erde vereinen zu können, was bedeutet, im Himmel leben zu lernen, ohne je den Sinn für die irdischen Wirklichkeiten zu verlieren. Da dieses Gleichgewicht schwierig zu verwirklichen ist, trifft man meistens entweder Idealisten, die nicht wissen, auf welchem Boden sie sich bewegen, oder aber Materialisten, die von den Erfordernissen des irdischen Lebens vollständig beherrscht sind. Deshalb besteht die Hauptaufgabe einer spirituellen Lehre darin, Menschen heranzubilden, die wissen, dass sie auf der Erde sind, um dort zu arbeiten, während sie sich innerlich der Verwirklichung eines göttlichen Ideals widmen. Sie werden eins mit diesem Ideal, sie verschmelzen mit ihm, ohne den Sinn für die Erde zu verlieren. Das sind die Menschen der Zukunft.
Wenn jemand natürlich plötzlich beschließen würde, die göttliche Ordnung in unserer so von Chaos und Gewalt erschütterten Welt durchzusetzen, wäre seine Unternehmung zum Scheitern verurteilt. Man kann die göttliche Ordnung nicht von außen und nicht mit Gewalt verordnen. Aber als Jesus betete, das Reich Gottes möge auf die Erde herabkommen, war die Erde, an die er vor allem dachte, der Mensch selbst. Das Reich Gottes muss zuerst in jedem Einzelnen kommen. Das Licht ist im Himmel, die Liebe, die Kraft sind im Himmel und genau dieses Licht, diese Liebe und diese Kraft müssen wir herabkommen lassen, um sie in unser Gehirn, unser Herz, unsere Lungen… unseren ganzen Körper einziehen zu lassen. So wird es uns nach jahrelangem Bemühen gelingen, in uns die Vereinigung von Himmel und Erde, von Geist und Materie, zu verwirklichen. Wenn diese Vereinigung einmal in uns verwirklicht ist, können wir dazu beitragen, sie auch in unserer Umgebung zu realisieren. Dies ist der Sinn der Worte Jesu.
Seit zweitausend Jahren rezitieren die Christen »Dein Reich komme, Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden«, aber sie gehorchen weiterhin nur dem menschlichen Willen, dem ihren und dem der anderen, und dieser Wille ist finster, egoistisch, gewalttätig und anarchistisch. Deshalb sieht man immer die gleiche Unordnung, die gleichen Leiden. Wenn die Menschen sich der Aufgabe bewusst werden, für die sie sich inkarniert haben, werden sie sich dazu entschließen, an der Erde, und zuerst an »ihrer« Erde, also an sich selbst, zu arbeiten. Viele beten, natürlich, aber um was bitten sie in ihren Gebeten…? Wahrhaftig zu beten, das bedeutet, sein ganzes Wesen in Einklang mit der göttlichen Welt schwingen zu lassen, bis die Erde zu dem Spiegel wird, in dem sich der Himmel widerspiegeln kann.
Textauszug mit freundlicher Genehmigung des Prosveta Verlags